Schreiben der Angestellten der Intensivpflege am USZ an die Spitaldirektion

Sehr geehrter Herr Curschellas

Es freut uns, dass unsere Umkleidezeit von 15 Minuten am Tag nun als Arbeitszeit angerechnet wird. Gut, dass es endlich soweit ist. Mit der jetzt beschlossenen Umsetzung geht diese Zeit aber auf Kosten von Weiterbildung, Rapport und Zeit am Patientenbett. Unsere bisherige Arbeit müssen wir jetzt in 8 Stunden und 9 Minuten statt den 8 Stunden und 24 Minuten leisten.

Wir sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Institutes für Intensivmedizin. Der Patient steht für uns im Mittelpunkt. Wir haben hohe Ansprüche an die Qualität und wir arbeiten zielorientiert, effizient und mit grosser Kompetenz in der Behandlung von intensivmedizinischen Patientinnen und Patienten.

In den vergangenen zwei Jahren ist unsere Arbeitszeit angepasst und ständig verdichtet worden. Die notwendige Überlappungszeit ist vor allem am Wochenende bereits jetzt sehr knapp. Ein ausführli­cher, gut strukturierter Rapport braucht seine Zeit und ist sehr wichtig, um die Patientensicherheit und die Qualität zu gewährleisten. Mit der Integration der Umkleidezeit in die Arbeitszeit wird die Zeit für Übergaberapporte aber noch weiter verkürzt.

Durch die Integration der Umkleidezeit in die Arbeitszeit wurden unsere Weiterbildungen für den Spätdienst um 15 Minuten gekürzt. Ebenfalls wird ab nächstem Jahr der Tag für Teamweiterbildung und Teambildung gestrichen.

Die Spitzenmedizin mit ständig neuen Therapieansätzen, neuen Behandlungskonzepten und neuer Technik, neuen Geräte, Dokumentationssystemen und Kommunikationsgeräten verändert sich sehr schnell. Diese Entwicklungen machen den Arbeitsalltag komplex und aufwändig. Das Meistern der vielen Neuerungen, Änderungen und Anpassungen erfordert viel Zeit, um auf dem neusten Stand zu bleiben. Schulung und Weiterbildung sind zentral dafür und wir erachten dies als sehr wichtig. Auch in Zukunft möchten wir unsere Arbeit kompetent und auf hohem Qualitätsniveau leisten können. Auch die Einarbeitung neuer Mitarbeitender und die Ausbildung Studierender braucht heute mit den vielen neuen und zum Teil einzigartigen (nur im USZ) genutzten Systemen, Tools und Techniken mehr Zeit als früher. Gleichzeitig steht uns aber immer weniger Zeit zur Verfügung, diese Anforderungen zu erfüllen.

Das USZ setzt auf Spitzenmedizin und den Grundsatz «Patient First». Wir wollen auch in Zukunft unseren Teil dazu beitragen. Deshalb können wir die Umsetzung der «bezahlten Umkleidezeit» in der regulären Arbeitszeit und der dadurch verursachten Minderung von Rapport- und Einarbeitungszeit sowie die Kürzung der Weiterbildungszeit nicht hinnehmen. Die Arbeitszufriedenheit und die Identifi­kation mit dem USZ wird selbst für langjährige treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer schwieriger. Die Ausbildung von fachkompetenten Mitarbeitenden sowie die Qualität der Patienten­behandlung kann mit dieser Kürzung nicht aufrechterhalten werden. Zudem sind wir nicht mehr bereit, vermehrt unbezahlte Arbeit zu leisten.

Wie gedenken Sie mit der nun zusätzlich anfallenden Mehrzeit umzugehen? Dies führt zwangsläufig zu einer noch knapperen Personalplanung und damit zu problematischen Arbeitssituationen.

Mit diesem Schreiben sprechen wir dem VPOD Zürich und dem Personalausschuss unsere Unter­stützung zu, sich mit uns zusammen für mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen einzusetzen –
zum Wohle der Patientinnen und Patienten.

Freundliche Grüsse

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IFI Team