„Lohnkontrollen jetzt!“ und „Keine Erhöhung des Frauenrentenalters!“ sind deshalb die Slogans, mit denen die Gewerkschaften für den 7. März mobilisieren. Dass diese Forderungen den Druck von der Strasse brauchen ist augenscheinlich. Der Lohnunterschied zwischen Frau und Mann ist wieder angestiegen und liegt bei 18.9 Prozent. Mehr als einer Million Frauen entgehen auf Grund der Lohndiskriminierung jedes Jahr 7.7 Milliarden Franken bzw. 677 Franken pro Monat.
Trotz des offensichtlichen Handlungsbedarfs ist der Widerstand gegen staatlich verordnete Lohnkontrollen gross. Arbeitgeber lassen sich nicht gerne in die Lohnbücher schauen, sonst wäre das freiwillige Projekt „Lohngleichheitsdialog“ nicht gescheitert. Ich persönlich habe zwar auch meine Zweifel, dass uns Lohnkontrollen in nützlicher Frist zum Ziel der Lohngleichheit bringen werden, zumal keine Pflicht bestehen soll, festgestellte Lohndiskriminierungen zu beseitigen. Aber immerhin ist es ein Schritt in die richtige Richtung, der unsere Unterstützung verdient und braucht.
Und wie sieht es mit dem Frauenrentenalter aus? Können wir Frauen Gleichstellung beim Lohn verlangen und gleichzeitig die Ungleichheit beim Rentenalter verteidigen? Ich meine sehr wohl, dass wir das können. Wir müssen es sogar, aus verschiedenen Gründen.
Beginnen wir bei der Lohndiskriminierung: Diese spüren die Frauen nicht nur heute im Portemonnaie, sondern auch im Alter. Die Rentenleistungen der zweiten Säule sind wesentlich von der Erwerbsbiographie bestimmt. Viele Frauen beziehen – wenn überhaupt – deutlich tiefere Renten aus ihren Pensionskassen als Männer. Und Einzahlungen in eine dritte Säule können sich auch nur diejenigen leisten, die über ein ausreichend hohes Einkommen verfügen. Die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern setzen sich daher im Alter fort. Durch die rein formale Gleichbehandlung von Frau und Mann beim Rentenalter würde diese faktische Benachteiligung der Frauen noch verstärkt.
Frauen leisten auch nach wie vor den Grossteil der unbezahlten Care-Arbeit im Haushalt, bei der Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen – mit entsprechenden Folgen für die berufliche Karriere, das Einkommen und die Rente. Solange solche Benachteiligungen nicht behoben sind, müssen wir sie mit der Anhebung des Rentenalters der Frauen nicht noch verschärfen.
Dazu kommt, dass ein höheres Rentenalter ohnehin wenig sinnvoll ist. Als Gewerkschaftssekretärin für das mehrheitlich weibliche Gesundheitspersonal weiss ich, dass es in diesen wie vielen anderen Berufen schwierig ist, überhaupt bis 64 gesund durchzuhalten. Anstatt über die Erhöhung des Frauenrentenalters zu diskutieren, sollten wir eine deutliche Senkung des Rentenalters für diejenigen Menschen fordern, die in körperlich und seelisch belastenden Berufen arbeiten. Dies gilt selbstverständlich auch für Männer. Darum, liebe Männer: Kommt am 7. März mit uns Frauen nach Bern!