Hatte der VPOD mit Unterstützung der Einzelinitiative durch die Linke gerechnet, zeigte sich leider eine Woche vor der Debatte im Kantonsrat, dass die SP die Initiative – wider Erwarten - nicht unterstützen würde.
Aus dem Votum von Moritz Spillmann:
"Die SP will einen starken Lehrplan 21. Ein Lehrplan, der mehr als ein Papiertiger sein will, verlangt zwingend nach einer sorgfältigen und seriösen Umsetzung. Nur so kommt der Lehrplan vom Papier in die Klassenzimmer. In diesem Sinne hat die Einzelinitiantin absolut recht: Was der Bildungsrat und die Direktion uns bis heute präsentieren, genügt in keiner Weise den Anforderungen an eine erfolgreiche Einführung. Dem historischen Schritt zum Lehrplan 21 droht leider zum Verhängnis zu werden, dass sein Start in eine Phase der politischen Kleinkrämerei fällt."
Dass die SP die EI in der deutlichen Mehrheit dennoch ablehnt, liegt in der Formulierung des Antrages. Wir wollen keinen „Stopp“ beim Lehrplan, sondern eine Intensivierung der Vorbereitung oder ein Aufschieben der Einführung. Dass die SVP die EI unterstützt zeigt zudem, dass das Anliegen auch eine neue Angriffsfläche auf den Lehrplan eröffnet. Eine kleine Minderheit der Fraktion wird der EI aber zustimmen. Für sie ist die EI eine Gelegenheit, der Regierung klar zu signalisieren, dass sie der Einführung des Lehrplanes Sorge tragen muss.
Am 28.9. selbst bestätigte sich leider, dass das VPOD-Anliegen, mit der Einführung des LP 21 zuzuwarten, bis die notwendigen Lehrmittel, fundiert ausgebildete SchulleiterInnen und Lehrpersonen, die benötigten Infrastrukturen, eine passende, kompetenzorientierte Beurteilung und sämtliche notwendigen, finanziellen Mittel bereit stehen, hauptsächlich von der rechten Ratsseite unterstützt würde, welche den Lehrplan 21 im Gegensatz zum VPOD grundsätzlich ablehnt.
Trotz dieser unheiligen Allianz wurde die Initiative nicht zurückgezogen, denn es bestand die Chance, sie mit den notwendigen 60 Stimmen an den Regierungsrat zu überweisen.
Die Sektionspräsidentin hatte dann auch die Möglichkeit, das VPOD-Anliegen selbst vor dem Rat zu vertreten und endete mit: „Kurzum: Noch deutlicher kann man wohl kaum aufzeigen, dass der Kanton zur Zeit nicht genügend finanzielle Mittel zur Einführung des Lehrplan 21 zu Verfügung stellen kann. Und deshalb: Überweisen Sie meine Einzelinitiative und verschaffen Sie uns Zeit. Ich weiss, Zeit ist Geld. In Bezug auf den Lehrplan 21 ist die Zeit aber der Faktor, der das Gelingen oder Scheitern dieses Projektes bedeutet. Geben Sie dem Kanton und den Gemeinden Zeit, die benötigte Infrastruktur im Bereich Medien und Informatik aufzubauen. Geben Sie der PHZH Zeit, zumindest den grössten Teil der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schulleitungen fundiert weiterzubilden. Geben Sie dem Lehrmittelverlag Zeit, die dringendst notwendigen Lehrmittel – nicht nur im Fach Medien und Informatik - fertig zu stellen. Geben Sie den Bildungsfachleuten Zeit, eine sinnvolle und umsetzbare Kompetenz orientierte Beurteilung zu erarbeiten. Und nicht zuletzt: geben Sie uns Lehrpersonen Zeit, uns gewissenhaft auf den Lehrplan 21 vorzubereiten. Ich bin überzeugt, dass eine zeitlich verschobene Einführung auf den Sommer 2020 und eine Umsetzung ohne Spardruck die Akzeptanz des neuen Lehrplans unter den Lehrpersonen wieder erhöhen würde.“
Nach den Voten der FraktionssprecherInnen, konnte Katrin Meier zum Schluss noch einmal reagieren und klarstellen, dass der VPOD nicht mit den gleichen Argumenten wie die rechte Ratsseite für die Initiative kämpfte: „Schliesslich geht es nicht darum, ob der neue Lehrplan eingeführt wird oder nicht. Es ist klar, dass der Kanton Zürich den Artikel 62 aus der Bundesverfassung, die Ziele der Schule zu harmonisieren, umsetzen muss und auch soll. Es geht allein um das WANN! Und mit den zurzeit bereitgestellten Mitteln ist eine Einführung weder sinnvoll noch möglich. Wem fällt ein Zacken aus der Krone, wenn wir nicht im Sommer 2018 auf einer holprigen, unvollständigen Startbahn versuchen, mit dem Lehrplan loszulegen, sondern erst im Sommer 2020, wenn die Piste fertig gebaut und planiert ist, und wir den Lehrplan 21 zum sicheren Abheben bringen können....?“
Schlussendlich unterstützten 63 ParlamentarierInnen die Einzelinitiative. Neben der SVP und der EDU waren dies eine Grüne und 6 Mitglieder der SP. Nun hat der Regierungsrat 18 Monate Zeit, dem Kantonsrat Bericht zu erstatten und einen Antrag zu stellen. Dieser wird in der KBIK (Kantonsrätlichen Kommission für Bildung und Kultur) beraten und danach dem Kantonsrat vorgelegt.