Mehrere Spitäler im Kanton Zürich versuchen, mit einer verbesserten Regelung der Pausen zu verhindern, dass sie die Umkleidezeit dokumentieren und als Arbeitszeit anrechnen müssen. Zunächst einmal ist festzuhalten, dass dies ein Sieg für den VPOD ist, denn erstens anerkennen die Spitäler damit, dass sie etwas machen müssen und zweitens kommt es dank dem VPOD zu besseren Pausenregelungen. So weit so gut. Aber wir haben auch klar festgehalten, dass eine bessere Pausenregelung kein Ersatz für die Umkleidezeit ist (--> unser Beitrag vom 10.1.2020 hier).
Auch das Personal selber wehrt sich gegen einen solchen Kuhhandel. Am Universitätsspital Zürich USZ haben die Pflegeangestellten mehrerer Kliniken und Abteilungen Briefe an das HR geschickt, um gegen die Verdichtung der Arbeitszeit, die Kürzung der Weiterbildungszeit usw. zu protestieren. Auch an anderen Spitälern legt das Personal Protest ein, manchmal mit der Personalvertretung (Personalausschuss) zusammen, manchman an diesem vorbei, wenn dort nichts gemacht wird. In diesen Schreiben an die Spitaldirektion und das HR zeigt sich das Personal "fassungslos", "wütend", "konsterniert", "sprachlos" und "nicht ernst genommen". Und man hält fest: "Umkleidezeit hat nichts mit Kaffeepausen zu tun!"
Hier einige Zitate aus solchen Schreiben. Und wir laden alle Spitalangestellten ein, auch bei ihrer Spitaldirektion zu intervenieren und uns eine Kopie des Scheibens zukommen zu lassen:
Wir wissen nicht, wer sich diese Regelung ausgedacht hat, doch diese Person zieht sich bestimmt NICHT im Spital um und bezieht friedlich täglich ihre 2x 15 Minuten Pause, weil es vermutlich betrieblich immer möglich ist und keine Patienten darunter leiden.
Diese Regelung ist ein Affront gegen alle, die sich für ihre Berufsausübung umziehen müssen. Für die am Patienten arbeitenden Personen ist es auch nicht immer möglich, eine Mittagspause geschweige denn 2x täglich 15 Minuten Pause zu beziehen.
Dass wir uns im Spital umziehen müssen, um unseren Beruf ausüben zu können, haben wir uns nicht selber ausgesucht, sondern es ist aus hygienischen Gründen wichtig und auch richtig. Und weil das Umziehen Teil unserer Berufsausübung ist, sollte dieser Teil auch entsprechend abgegolten werden.
Ein faire Regelung wären 15 Minuten Pause pro Halbtag für ALLE Angestellten (sofern betrieblich möglich), sowie zusätzlich die Umkleidezeit vor und nach dem Dienst für alle, die sich vor Ort umziehen müssen.
Wir von der OP Pflege fühlen uns doppelt benachteiligt und sind mit diesem Vorgehen nicht einverstanden. Mitarbeitende, welche auf Station, im Service, im Restaurant, im Technischen Dienst usw. arbeiten, müssen sich täglich 2x umziehen (vor und nach dem Dienst). Auch für die Mittagspause müssen sie sich nicht erneut umziehen. Wir vom OP-Pflegeteam müssen uns jeden Tag 6x umziehen: vor dem Dienst 2x (1. weiss, 2. grün), für die Mittagspause 2x (von grün auf weiss und nachher wieder von weiss auf grün) und nach dem Dienst nochmals 2x von grün auf weiss und dann privat).
Versuchen Sie es doch einmal: Wenn Sie das nächste Mal zur Arbeit kommen, gehen Sie bitte mal in die Zentralgarderobe, holen Sie sich neue weisse Berufskleider und ziehen Sie sich um. Dann laufen Sie in den OP-Trakt und wechseln dort in die grüne Berufskleidung. Machen Sie eine hygienische Händedesinfektion und finden Sie sich im Kafistübli ein, wo um 7 Uhr der Morgenrapport beginnt. Wie lange brauchen Sie? Wann müssen Sie im Spital sein, um nach diesem Ablauf um 7:00 Uhr rechtzeitig zum Rapport zu erscheinen? Stoppen Sie die Zeit. Und wenn es reicht, dass Sie um 06:52 Uhr im Spital eintreffen (7.5 Minuten Umkleidezeit, die Sie uns geben), dann herzlichen Glückwunsch!
So wie Sie sich diese neue Regelung ausgedacht haben, handelt es sich für uns um einen indirekten Personalabbau. Die Geschäftsleitung macht es sich damit einfach. Es wird auf unserem Buckel Geld gespart. Wertschätzung sieht definitiv anders aus.
In einer viertelstündigen Kaffeepause können wir nicht einmal den OP-Trakt verlassen und in Ruhe einen Kaffee trinken gehen, weil die Zeit dafür schlichtweg nicht ausreicht. Ausserdem dauern Operationen oft so lange, dass wir gar keine Pause machen können. Auch die Mittagspausen können oft nicht eingehalten werden. Ab und zu müssen wir während der Pausen zu einer Not-Sectio rennen. Diese unterbrochenen Pausen können selten nachgeholt werden. Während der Pausen können wir zudem nicht einfach das Telefon weglegen, sondern müssen ständig bereit sein einzuspringen. Zudem sind die OP-Programme bis zum Feierabend und darüber hinaus so vollgestopft, dass wir auch nicht ein paar Minuten früher gehen können. Im Gegenteil. Es wird meistens eher etwas später.
Wir beschweren uns nicht oft, obwohl es - wie Sie sehen - viele Gründe dafür gäbe. Doch Ihr Versuch, die Umkleidezeit als Pause zum Verschwinden zu bringen, ist derart absurd, dass wir jetzt und mit diesem Schreiben für uns und unsere Rechte einstehen.
Wenn die Geschäftsleitung und das HRM wohlwollend gegenüber den Mitarbeitenden wären und Sie Ihre Fürsorgepflicht ernst nehmen würden, müssten andere Vorschläge auf den Tisch kommen. In einem Spital wird von den Mitarbeitenden in hohem Masse physischer und psychischer Einsatz gefordert. Das Management sollte dafür besorgt sein, den Mitarbeitenden regelmässige Pausen sicherzustellen, statt diese zu streichen oder sie für andere Zwecke zu missbrauchen.