Eine VPOD-Kollegin, die auf einer Isolations-Abteilung für Corona-PatientInnen arbeitet, schildert die Situation so:
Es ist wirklich sehr hart auf der Isolationsstation. Heute war es nach 2 Stunden fast nicht mehr auszuhalten. Es ist viel zu warm auf der Abteilung. Man ist schweissgebadet. Die Hände sind zusammengeschrumpft, so als ob du stundenlang im Wasser warst. Ich hatte schon nach 2 Stunden die Hände voller Ausschlag. Und ich habe nun jeden Tag Kopfschmerzen. Kann ja mit Maske nichts trinken. Also geht das nur in der Pause, wenn ich mich ausschleuse. Im Moment können wir uns schon so ablösen, dass wir nach 2 bis 4 Stunden mal raus können. Aber wir sollten ja auch sparsam sein mit dem Material.
Der VPOD fordert deshalb dringliche Massnahmen zum Schutz des Personals:
1. Die Ruhezeiten und Gesundheitsschutzmassnahmen müssen auch unter erschwerten Bedingungen uneingeschränkt eingehalten werden.
Die Corona-Krise darf nicht dazu führen, dass der Gesundheitsschutz des Personals geschwächt wird. Ansonsten gefährden wir das Personal und damit das ganze Gesundheitswesen. Der VPOD fordert ein zentrales Monitoring der Einsatzpläne und der Überstunden an einer zentralen Stelle in jedem Spital unter Einbezug der Gesundheitsschutzfachperson und/oder einer Arbeitsmedizinerin.
2. Eine grosszügige Überstundenregelung.
Die heutige Situation führt dazu, dass Pflegefachleute massiv Überstunden leisten. Diese müssen grosszügig angerechnet werden. Das Leisten von Überstunden darf keine Überforderung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers zur Folge haben. (Art. 321c Abs. 1 OR)
3. Eine Zulage (Inkonvenienz) für die erschwerten physischen und psychischen Bedingungen bei der Arbeit auf einer Isolationsabteilung.
Die sowieso schon sehr hohe Arbeitsbelastung in der Pflege steigt auf einer Isolationsabteilung nochmals durch das ständige Tragen der Schutzmasken, die Pausen fast unmöglich machen und das Trinken ganz verunmöglichen. Diese Mehrbelastung ist zu entschädigen wie andere Spezialdienste.
4. Möglichkeit für kostenlose Tests für das Gesundheitspersonal.
Labortests weisen das Covid19-Virus nach, bevor die Person selbst ansteckend ist. Inzwischen gibt es dafür auch effiziente Textverfahren. Der VPOD fordert, dass sich das Gesundheitspersonal - vor allem Pflegepersonal, das in direktem Kontakt mit Corona-PatientInnen steht - auf Wunsch gratis testen lassen kann, um eine allfällige Infektion sofort zu erkennen und die Weiterverbreitung zu vermeiden.
5. Kinderbetreuung sicherstellen, um den Einsatz des Personals zu ermöglichen.
Schulen und viele Kitas sind geschlossen. Pflegefachkräfte mit Kindern erfahren dadurch eine zusätzliche Belastung, denn sie sind gesetzlich verpflichtet, sich um die Kinder zu kümmern. Der VPOD fordert die Arbeitgeber auf, mit Gemeinden und Kanton sicherzustellen, dass die Pflegefachleute ihre Arbeit leisten können und die Kinderbetreuung sichergestellt ist.
6. Mehrkosten, die den Pflegefachleuten durch die Corona-Krise entstehen, sind vom Arbeitgeber vollumfänglich zu übernehmen.
Die von Bund, Kantonen und Arbeitgebern auferlegten Bedingungen führen teilweise zu Mehrkosten für die Beschäftigten (z.B. beim Arbeitsweg oder bei der Kinderbetreuung). Diese sind einfach und unkompliziert über die Spesen zu vergüten.
7. Über die aktuelle Corona-Krise hinaus fordern wir eine ausreichende Finanzierung des Gesundheitswesens, um genügend gut ausgebildetes Personal zu beschäftigen und so auch Krisensituationen meistern zu können.
Die jetzige Situation zeigt, wie dünn die Personaldecke im Gesundheitswesen ist und wie schnell die Gesundheitsversorgung deshalb an den Anschlag kommt. Nur wenn die Anstellungs- und Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen deutlich verbessert werden, finden wir genügend Personal, um die Versorgung auch in Krisenzeiten sicherzustellen.
Weitere Informationen des VPOD zum Thema:
Infoblatt des VPOD für Angestellte im Gesundheitswesen (PDF)