Nullrunde für das Personal? Oder: Die Heuchler vom Dienst

Von: Roland Brunner, VPOD Sektion Zürich Kanton

Bekommen die "Corona-Helden" im Gesundheitswesen eine Lohnerhöhungen für 2021? Wenn es nach Politik und Spitaldirektoren geht nicht. Aber dafür gibt es Applaus.

Gibt es für 2021 Lohnerhöhungen? Diese Frage stellte die «Sonntagszeitung» den grössten Universitäts-, Kantons- und Regionalspitälern in zehn Kantonen der Deutschschweiz. Der Tenor der Antworten im Artikel "Die Corona-Helden gehen leer aus": kaum. Keines der befragten Häuser verspricht flächendeckende Lohnerhöhungen.

Dafür gibt es wieder einmal viel Applaus und Heuchelei. Die NZZ berichtet unter dem sperrigen Titel «Zürcher Kantonsrat fürchtet um den Ruf des Unispitals und fordert lückenlose Klärung der Vorwürfe an Klinikdirektoren» von der Debatte im Zürcher Kantonsrat über den Jahresbericht des Universitätsspitals USZ und den Bericht über die Umsetzung der Eigentümerstrategie für das Jahr 2019. «Sprecher von links bis rechts lobten (...) den enormen Einsatz der rund 8500 Mitarbeitenden, den diese Tag für Tag leisten.»
Katrin Cometta (GLP), Präsidentin der Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit (ABG), hielt fest:

«Die allermeisten Mitarbeitenden des USZ, in den Kliniken und Abteilungen setzen sich kompetent, engagiert und integer für das Spital ein. Ihnen gebühren unser grosser Dank und die Anerkennung, dass sie gerade im Corona-Jahr einen riesigen Einsatz leisten», hielt.

Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) schloss sich diesem Votum an:

«Die verschiedenen Vorfälle und fehlbaren Klinikdirektoren lassen allzu leicht vergessen, dass es Tausende Mitarbeitende am USZ gibt, die mit all diesen Problemen und Vorwürfen nichts zu tun haben und tagtäglich ihr Bestes geben. Ihnen gilt heute mein spezieller Dank – auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, die das USZ bis jetzt grossartig gemeistert hat.»

Lob gab es unter anderem auch von Daniela Rinderknecht (SVP) (das USZ leiste in einem sich rasch wandelnden Umfeld sowohl in medizinischer, ökonomischer als auch regulatorischer Hinsicht Arbeit auf hohem Niveau) oder Mark Wisskirchen (EVP) (den vielen Schlagzeilen zum Trotz dürfe die Gesamtleistung des Universitätsspitals in keiner Weise geschmälert werden).

Wer nun angesichts von so viel Lob und Dank damit rechnete, dass auch etwas konkret für das Personal gemacht würde, sah sich schnell eines besseren belehrt. Denn nach all dem Lob kamen die bürgerlichen Politiker*innen zur Sache - und die heisst: Geld.
Katrin Cometta (GLP) hielt fest, aus Sicht des Eigentümers interessierten vor allem die finanziellen Kennzahlen, die Risikoüberlegungen und die Investitionen.Die finanziellen Kennzahlen entsprächen nicht den Vorstellungen der Eigentümerstrategie. Und Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) bezeichnete die Situation gar als problematisch: «Das USZ ist auf einen angemessenen Gewinn angewiesen, um die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft bestreiten zu können und mit Spitzenleistungen wettbewerbsfähig zu bleiben.»

Für Investitionen, Neubauten, Marketingkampagnen und dergleichen gibt es Geld. Aber für das Personal gibt es nur Applaus und schöne Worte? Die Prioritäten dieser Gesundheitspolitik, die mehr an den Profit als an das Personal und an die Patient*innen denkt, sind klar gesetzt. Vielleicht sollten wir bei den nächsten Wahlen diesen Politiker*innen mit Applaus danken - und andere wählen.