Aufbegehren an der ZHdK

Von: Anna-Lea Imbach, Gewerkschaftssekretärin

Das Vertrauen in die Leitung ist tief. Der Ruf nach Veränderung ist gross.

Autoritäre Führungskultur

Im Laufe der letzten zwei Jahre gelangten vermehrt Mitglieder der ZHdK (Zürcher Hoschschulde der Künste) an den VPOD. Die geschilderten Schwierigkeiten betreffen vorwiegend die Führungskultur:

Einzelne Departemente und Abteilungen werden sehr hierarchisch und intransparent geführt, Verantwortung wird an die nächsthöhere Stelle abgeschoben, Vergaben von Aufträgen und Aufgaben sind intransparent und erfolgen oft willkürlich. Angestellte, die sich kritisch äussern werden in ihrem Arbeitsalltag vermehrt kontrolliert und in ihrer Karriere gehindert. Die Mitarbeitenden sind besorgt und enttäuscht, weil sie in diesem Klima nicht in der Lage sind ihre eigentliche Arbeit mit der entsprechenden Qualität auszuführen. Die Sorge betrifft auch die generelle Entwicklung von Lehre und Forschung: Kritische Stimmen und eigenständige Gestaltung von Lehr- und Forschungsinhalten werden teilweise stark eingeschränkt.

Die Betroffenen schildern ein Gefühl der Machtlosigkeit. Mitunter ein Grund, warum sich Angestellte an den VPOD wenden: Sie haben kein Vertrauen in die internen Kontrollmechanismen, da sie direkte oder indirekte Sanktionen fürchten, wenn sie sich zur Wehr setzen.

Angestellte organisieren sich

Im März hat der VPOD die Hochschulleitung mit den Vorwürfen und Kritikpunkten in einem Brief konfrontiert, woraufhin ein Treffen mit dem Rektor Thomas D. Meier und dem mittlerweile ehemaligen HR-Chef stattfand. Aus diesem Gespräch ziehen wir eine gemischte Bilanz:

Das Gespräch war grundsätzlich konstruktiv. Anscheinend wissen sie genau, in welchen Abteilungen Führungsprobleme bestehen und sehen diesbezüglich auch Handlungsbedarf.

Bei der Frage danach, wie diese Handlungen konkret aussehen, zeigten sich die Gesprächspartner aber zurückhaltend. Grosse Erwartungen haben sie an das 360 Grad Feedback, das sie bei allen Personen mit Führungsaufgabe empfehlen. Der Haken daran ist, dass die Beurteilung auf Freiwilligkeit beruht. Zudem konnten uns die Beiden nicht darlegen, mit welchen Konsequenzen eine Person rechnen muss, wenn wiederholt Führungsprobleme auftauchen.

Online-Umfrage VPOD@ZHdK

Da die VPOD-Mitglieder der ZHdK mit dem breiteren Austausch unter den Angestellten nicht bis nach dem Lockdown zuwarten wollten, haben wir im Juni eine Umfrage mit Fokus auf die Führungskultur durchgeführt. Rund 150 Angestellte der ZHdK haben daran teilgenommen.

Erste Ergebnisse zeigen:

Je höher die Hierarchiestufe, umso negativer die Bewertung

Rund 70 % der Befragten finden, dass die Hochschulleitung…

…die Anliegen der Angestellten nicht ernst nimmt,

…ihre Verantwortung nicht wahrnimmt,

…die Interessen der Angestellten nicht vertritt.

Noch tiefer ist das Vertrauen in die Hochschulleitung: 75 % der Befragten hat wenig bis kein Vertrauen in die Hochschulleitung.

Die Unterschiede nach Departementen sind extrem gross

Nämlich haben rund 20 % der Teilnehmenden ein hohes Vertrauen in ihre Departementsleitung.

Rund 56 % finden jedoch, dass ihre Departementsleitung…

…nicht umfassend und korrekt informiert,

…ihre Verantwortung nicht wahrnimmt,

…nicht offen ist für kritische Fragen und Anregungen.

Es geht weiter

Im September können wir endlich das Treffen der Angestellten nachholen, das im März abgesagt werden musste. Wir werden die Resultate der Umfrage nach Departementen anschauen und auf dieser Grundlage das weitere Vorgehen diskutieren. In der Zwischenzeit haben sich die Gemüter nämlich weiter erhitzt: Im Juli machte die Hochschulleitung bekannt, dass der Fachhochschulrat die Amtszeit des Rektors von geplantem Ende 2021 auf 2023 verlängert hat. Der Beschluss wird mit laufenden, strategisch wichtigen Projekten begründet. Organisatorisch mag dies ein sinnvoller Entscheid sein, für die Angestellten, deren Vertrauen in die Hochschulleitung desaströs ist, ist dies jedoch ein weiteres Zeichen einer Machtdemonstration.