Über sechs Jahre hat Hans Gurtner die Zürcher VPOD-Sektion Stadt und Institutionen präsidiert. Er war 2014 in die Fussstapfen von Kathrin Wüthrich (2011-2014) und Markus Bischoff (2004-2011) getreten. Nun tritt er in die hintere Reihe. Beruflich und gewerkschaftlich – ein Auszug aus Jahresbericht 2019/20.
«Geschätzte Kolleginnen und Kollegen
Dies wird mein letzter Bericht. Das vergangene Vereinsjahr war (und ist immer noch) ein wahrlich turbulentes. Nicht nur, dass wir in unserer Region einiges an Unstimmigkeiten (Umkleidezeiten) oder weiterhin noch zu bewältigende Altlasten hatten. Nein, wir mussten schmerzhaft feststellen: gegen die Natur stehen wir grundsätzlich auf Platz zwei. Zwar wissen wir es, aber die Umweltbewegung um Greta Thunberg und die «Friday for Future»-kids zeigen uns, dass es viel zu viele Schönschwätzer in den Parlamenten gibt. Und plötzlich kam still und leise noch ein Virus daher. Ich weiss, Corona kann ja schon keiner mehr lesen oder hören. Doch so einfach abtun können wir das nicht. Jeden von uns hat es auf irgendeine Art und Weise eingeschränkt. Einige sogar ganz massiv. Unseren Sekretär*Innen zum Beispiel hat es ein gerütteltes Mass an Mehrarbeit beschert. Und die ist bei weitem noch nicht vorbei. Was unsere Kolleginnen und Kollegen in diesen Tagen unter erschwerten Bedingungen leisten, verdient unsere allergrösste Anerkennung.
Allerdings hat sich hier erneut gezeigt, zu viele wollen in dieser Krise ungebrochen ihre Taschen auf Kosten anderer füllen. Oder Vorgesetzte stehlen sich aus jeglicher Verantwortung raus. Wer nach Hause geschickt wird, soll dafür aus eigener Tasche zahlen. Ein NZZ Journalist würde am liebsten Staatspersonal an Brennpunkten in der Gesundheitsversorgung verpflichten. Sie hätten ja nichts zu tun und bekämen weiter Lohn (was all die Banker und Journalisten so zu Hause machen, entzieht sich meiner Kenntnis). Der Regierungsrat hat die festgesetzten Arbeits- und Ruhezeiten im Gesundheitswesen per Dekret ausgehebelt. Die Konsequenzen bei übermüdetem Personal tragen dann ja die Patienten. Unsere Totsparpolitiker beklagen nicht vorhandene Betten auf den Intensivstationen, Beatmungsgeräte und Schutzmasken, welche dem Gesundheitswesen fehlen. Was sie mit ihrem Kurs über Jahre angerichtet haben, ist dabei am allerdeutlichsten in Italien zu Tage getreten.
Aber jetzt wartet die Zukunft, denn klatschen allein genügt nicht. Jetzt müssen die Betroffenen für ihre Sache gewonnen werden. Mit ihnen in unseren Reihen können wir all die systemrelevanten Zweige, wie Kitas, Erzieherinnen, Kassiererinnen, Ärztinnen, Krankenpflegerinnen und alle anderen Berufe, die diese Welt am Laufen halten, stärken und in eine bessere, sprich wert geschätztere Zukunft führen. Unsere Umwelt hat noch nie in solchem Ausmass von erzwungener Zurückhaltung profitieren können. Sie muss darum weiter geschont werden. Es darf nicht sein, dass alles, was zum Besseren wurde, nun wieder durch menschliche Gier niedergemacht wird. In Zürich wird die Bewegung ZBÖ reaktiviert. Sie kann mit uns und in Verbindung mit dem öffentlichen Personal, welches jetzt deutlich gesehen hat, wer systemrelevant ist, zu anständigeren Löhnen und Arbeitsbedingungen beitragen. Denn es sind nicht Banken und Banker, es sind vor allem die, die uns mit dem täglichen Bedarf versorgen. Nutzen wir den Schwung, den uns die Krise beschert hat. Die nächste wartet nämlich schon.»
Hans Gurtner, Präsident VPOD-Sektion Stadt und Institutionen