So, nun können Sie alle hier und heute bei diesem Antrag auf ihre Worthuldigungen der letzten Monate, in welchen sie dem Pflegepersonal in den Spitälern den Respekt und die Anerkennung für ihre grosse und wichtige Arbeit aussprachen, auch Taten folgen lassen. Und zwar konkret und nachhaltig! Spätestens seit der aktuellen Covid19-Pandemie sollte allen klar sein, dass die Gesundheitsversorgung nicht in erster Linie eine Frage der Bettenkapazität oder der Anzahl der Beatmungsgeräte ist, sondern dass die Quantität und Qualität der Gesundheitsversorgung davon abhängen, ob genügend gut motiviertes und qualifiziertes Personal vorhanden ist. Jetzt könne Sie sich alle aus den Fraktionen der GLP, FDP, SVP und der Mitte unter Beweis stellen, ob es ihnen ernst ist und ob sie die Zeichen der Zeit endlich begriffen haben.
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen und insbesondere in der Pflege ist ja nicht erst seit der Pandemie dramatisch. Es ist ein wenig wie beim Klima: «Es isch Matthäus am letschte», wenn wir jetzt nicht handeln und sofort den Turnaround schaffen, dann «Guet Nacht am Schatte»! Dann braucht es nämlich gar keine Pandemie mehr, welche das Gesundheitswesen an den Rand des Zusammenbruchs bringt.
Das Pflege- und Gesundheitspersonal muss attraktive Arbeitsbedingungen erhalten und es muss ausreichend Zeit für eine gute und sichere Pflege zur Verfügung haben, insbesondere im Interesse der Patient*innen. Denn der Fachkräftemangel in der Pflege ist nicht unbedingt nur ein Mangel an zu wenig ausgebildeten Personen, es ist vor allem auch ein Mangel aufgrund der Tatsachen, dass ausgebildete Pflegepersonen unter den aktuellen Arbeitsbedingungen nicht mehr arbeiten wollen. Zu diesen Arbeitsbedingungen gehören die nicht adäquate Arbeitsplanung, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf praktisch verunmöglicht und Mütter nach einer Babypause auch vielfach nicht wieder in den Beruf einsteigen lässt. Es sind aber auch die konstante personelle Unterbesetzung und die damit verbundene hohe Belastung, keine anspornenden Strukturen und vielfach mangelhafte Unterstützung in der Karriereplanung bzw. in Bezug auf Weiterbildungen. Natürlich spielt auch der Lohn eine Rolle, welcher sich in den letzten Jahren sehr wenig bis gar nicht verändert hat und somit mit der immer besseren Ausbildung und der damit verbundenen immer grösseren Verantwortungsübernahme der Pflegenden in ihrem Berufsalltal schlicht nicht mitgehalten hat.
Darum braucht es nun einen GAV für alle Spitäler, welche auf die Spitalliste wollen. Ein GAV ermöglicht es, zusammen mit den Sozialpartnern entsprechende Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Und wenn die einen nun bereits ab den Buchstaben GAV die Nase vor einem angeblich sozialistischen Stallgeruch rümpfen, dann soll Ihnen gesagt sein: In der Privatwirtschaft und dem Gewerbe sind GAV’s gang und gäbe und die Arbeitgeber*innen fahren ganz gut damit. Am 1. Juli 2020 waren auf Bundesebene 46 und auf kantonaler Ebene 33 allgemeinverbindliche GAV’s in Kraft. Auf Bundesebene sind diesen also insgesamt 66’111 Arbeitgeber und 1’006’366 Arbeitnehmende unterstellt.
Und auch im Gesundheitswesen ist das nichts aussergewöhnliches. Nehmen wir das Beispiel Kanton Bern, welcher in seinem Spitalversorgungsgesetz – das Pendent zu unserem SPFG – im §50 folgendes geregelt hat: «Die im Kanton Bern gelegenen Listenspitäler und Listengeburtshäuser verfügen über einen Gesamtarbeitsvertrag, haben sich dem Gesamtarbeitsvertrag der Branche angeschlossen oder bieten ihrem Personal Arbeitsbedingungen an, die insbesondere hinsichtlich Arbeitszeit, Entlöhnung und Sozialleistungen dem Gesamtarbeitsvertrag der Branche entsprechen.»
Und sogar die GDK, also die Kantone gemeinsam, halten in ihrer Empfehlung 13 zu den Spitalplanungen der Kanton fest: «Eine angemessene Lohnpolitik ist für die Sicherung des Personalbedarfs zentral. Kurz- und mittelfristig wird damit einer Abwanderung von Gesundheitspersonal in andere Berufe vorgebeugt und langfristig die Attraktivität der Gesundheitsberufe bzw. des Arbeitsplatzes gewahrt. Überdies ist auch die Wahrung des Arbeitsfriedens von öffentlichem und gesundheitspolitischem Interesse.»
Stimmen sie jetzt diesem Antrag zu, zeige Sie damit, dass sie wirklich etwas für das Gesundheitspersonal tun wollen und dafür, dass wir auch in 10 Jahre noch eine gute Gesundheitsversorgung haben.