Ein Bett rettet niemanden

Von: Roland Brunner, VPOD Sektion ZH Kanton

Spitäler sind das Nadelöhr der Pandemie. Waren sie je überlastet? Das fragt die NZZ. Die Antwort bleibt aber leider auf halbem Weg stecken.

Fabian Schäfer stellt in der NZZ vom 27. Juli eine richtige und wichtige Frage (zum Artikel). Unter dem Zwischentitel "Ein Bett rettet niemanden" kommt er zur nicht neuen, aber immer noch wichtigen und richtigen Antwort: "Weder ein Bett kann Leben retten noch ein Beatmungsgerät." Und weiter: " Einfach weitere Plätze zu schaffen, genüge nicht, wenn das zusätzliche Personal fehle. Politik und Medien hätten einige Zeit gebraucht, um das zu verstehen. Die Spitäler betonen unisono, der entscheidende Faktor seien die Angestellten."

Leider zieht Schäfer daraus dann aber nicht die konsequente Schlussfolgerung. Im weiteren Verlauf des Artikels ist das Personal nämlich wieder kein Thema mehr. Keine Frage danach, wie viele Überstunden angefallen sind, wie viele Krankheitsfälle es beim Personal durch die Belastung gab, wie viele Angestellte ihren Beruf verlassen haben, wie in Zukunft das Personal für die Gesundheitsversorgung sichergestellt werden kann.

Eine laufende Befragung des VPOD zeigt erschreckendes:

  • 61,2% der Teilnehmenden Angestellten im Zürcher Gesundheitswesen sagen aus, die Arbeitsbedingungen hätten sich seit Beginn der Pandemie verschlechtert.
  • 20,7% geben an, sie wollten ihre Arbeit reduzieren.
  • 25,9% geben gar an, sie wollten ihre Arbeit ganz aufgeben (kündigen)
  • 62,1% sagen, sie seien mit den Ergebnissen der bisherigen Forderungen und Proteste nicht zufrieden.
  • 71,6% sagen, es brauche mehr Druck als bisher für bessere Arbeitsbedingungen.
  • 53,4% geben an, sie seien bereit, bei einem Streik für bessere Bedingungen im Gesundheitswesen mitzumachen, wenn die Sicherheit der zu Betreuenden/Pflegenden gewährleistet ist. Weitere 31,9% sagen dazu eher ja. Insgesamt also 85,3%, die einem Streik für bessere Arbeitsbedingungen nicht grundsätzlich entgegenstehen.

Es ist also klar: Es gibt keine Antwort auf die Frage von Fabian Schäfer in der NZZ ohne bessere Bedingungen für die Angestellten im Gesundheitswesen. Das Personal ist erschöpft und gefrustet, weil ausser Applaus vom Balkon nichts geschehen ist. Und mit mehr Applaus werden wir eine nächste Welle nicht schaffen - egal wie viele Betten und Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen.

Die Befragung "Wie weiter im Gesundheitswesen?" läuft weiter. Hast du schon teilgenommen? Und sie schon mit deinen Arbeitskolleg*innen geteilt? Denn es geht um uns alle!