Der Spitaldirektor sieht kein Problem

Von: Roland Brunner, VPOD-Sekretär Sektion ZH Kanton

KSW-CEO Rolf Zehnder hat mit seinem Inserat gegen die Pflegeinitiative das Personal verärgert und weit darüber hinaus für Kopfschütteln gesorgt. Er sieht aber kein Problem. Das Personal schon.

Foto: Ennio Leanza (Keystone) im Landboten

Gestern haben wir unter dem Titel "Ein Spitaldirektor auf Abwegen" davon berichtet, dass Rolf Zehnder, Direktor des Kantonsspitals Winterthur KSW, dem Personal zwar verbietet, mit einem Button "Ja zur Pflegeinitiative" ihre Interessen zu vertreten, dass er selber aber in Inseraten gegen die Pflegeinitiative Stimmung macht. Wie der Winterthurer Landbote nun berichtet (hier nur mit Abo), sieht Zehnder darin aber kein Problem. Der Landbote schreibt:

KSW-Sprecherin Meret von Arx schreibt auf Anfrage, Rolf Zehnder habe sich als Vizepräsident des nationalen Spitalverbandes H+ zur Initiative geäussert, unabhängig von seiner Funktion als Spitaldirektor des KSW – was so nicht ganz stimmt. Unter seinem Zitat wird Zehnder als Direktor Kantonsspital Winterthur und Vizepräsident des Spitalverbands H+ bezeichnet.

Anders sehen das die Angestellten des KSW. Eine Pflegefachfrau und VPOD-Kollegin am KSW schreibt Rolf Zehnder:

Lieber Rolf
Mit Befremden habe ich zu Kenntnis genommen, dass du auf Facebook in deiner Funktion als Spitaldirektor für ein Nein zur Pflegeinitiative einstehst.
Ich sehe den Unterschied schon, dass deine Abstimmungsempfehlung nicht direkt am Patientenbett stattfindet, das von euch untersagte Buttontragen von uns Pflegenden hingegen schon. Ich hätte einfach mehr Vertrauen eurerseits in uns Pflegefachleute erwartet. Wir würden niemals Patient*innen unter Druck setzen, solches Verhalten passt nicht zu den sehr hohen Ansprüchen, die wir Pflegenden an uns selber stellen. Ich bedaure sehr, dass euch das anscheinend nicht bewusst ist. Aber wie sonst erklärt ihr euch denn, dass wir Pflegenden selbst unter den widrigsten Umständen alles Menschenmögliche machen um für die Patient*innen eine sichere und qualitativ gute Pflege zu ermöglichen? Dass wir immer und immer wieder private Pläne kurzfristig ändern um im KSW einzuspringen?
Ich arbeite seit 35 Jahren mit Feuer und Flamme in der Pflege und seit 21 Jahren am KSW. Noch nie habe ich die Lage so dramatisch erlebt, noch nie so viele erschöpfte, ausgelaugte und von ihren Führungskräften enttäuschte Kolleg*innen erlebt.
Der Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative ist leider keine Lösung: erste Auswirkungen der intensivierten Ausbildungen sind erst in 3 Jahren zu spüren, weil ja erst dann die zusätzlich Ausgebildeten auf den Arbeitsmarkt kommen; und es bringt nichts, mehr Pflegende auszubilden, wenn doppelt so viele entmutigt und ausgelaugt aus dem Arbeitsmarkt aussteigen. Wir brauchen Bedingungen, die es ermöglichen, dass erfahrene Pflegefachpersonen ihre jungen Kolleg*innen ausbilden können und diese sich wiederum ohne Druck und Angst vor verheerenden Fehlern die nötige Erfahrung aneignen können. Wir brauchen Bedingungen, die so sind, dass man nach einer Frühschicht noch Kraft hat für Sport, Familie etc. Die so sind, dass es aushaltbar ist, ein Vollzeitpensum zu arbeiten. All dies ist schon seit längerem nicht mehr gewährleistet.
Wie soll denn ein KSW noch funktionieren ohne Pflegende?
Aktuell fallen täglich so viele Diplomierte aus wie ich das noch selten erlebt habe und wir stehen erst am Anfang des Winters.
Jetzt brauchen wir Pflegenden von der Spitalführung ein deutliches Zeichen der Solidarität für unserem Kampf für deutlich bessere Arbeitsbedingungen, damit wir auch weiterhin da sind wenn uns das KSW und die Patient* innen brauchen!
Freundliche Grüsse