Rettet das Gesundheitswesen!

Von: Roland Brunner, VPOD-Sekretär Sektion ZH Kanton

Schon vor dieser Pandemie waren die Anstellungsbedingungen im Gesundheitswesen schlecht. Seit Ausbruch der Pandemie sind sie katastrophal. Was braucht es, um unsere Gesundheitsversorgung zu retten?

Es fehlt nicht an Betten, sondern an Personal. Das sollte inzwischen bei den letzten bürgerlichen Sparpolitiker:innen angekommen sein, die gegen die Pflegeinitiative Kampagne gemacht haben. Und dass es nicht reicht, mehr Gesundheitspersonal auszubilden, wenn ausgebildete, qualifizierte Pflegefachleute reihenweise kündigen, sollte man nun auch begriffen haben. Der Ausstieg aus dem Pflegeberuf, der sogenannte Pflexit, hat rasant zugenommen - infolge Personalmangel, Überbelastung, politischem Versagen bei der Pandemiebekämpfung usw. Aber dagegen liesse sich etwas machen. Auch hier sind die Erkenntnisse nicht neu, wie eine Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW belegt, die auf Umfragen beruht, die schon vor Corona gemacht wurden.

Neun von zehn Pflegefachpersonen könnten sich bei verbesserten Arbeitsbedingungen vorstellen, längerfristig im Beruf zu bleiben. Dies zeigt die Langzeitstudie der ZHAW, für die diplomierte Pflegefachpersonen FH und HF, die 2011/12 ihren Abschluss an einer Fachhochschule oder einer Höheren Fachschule gemacht haben, bis 2019 drei Mal befragt wurden. An der letzten Befragung 2018/19 nahmen über 600 Pflegefachpersonen teil.

«Sechs Jahre nach dem Berufseinstieg können sich neun von zehn diplomierten Pflegenden vorstellen, auch die nächsten zehn Jahre in der Pflege zu arbeiten. Dafür setzt die Mehrheit von ihnen jedoch bessere Arbeitsbedingungen voraus», so René Schaffert, Studienleiter des ZHAW-Instituts für Gesundheitswissenschaften. Die zentralen Verbesserungen, die von den Befragten aufgeführt werden, decken sich 1:1 mit Forderungen, die der VPOD seit Jahren stellt:

  • die Vereinbarkeit von Berufs- und Privat- beziehungsweise Familienleben
  • die Diskrepanzen zwischen beruflichen Erwartungen (und gelernten Pflegestandards) und der täglichen Arbeitsrealität
  • fehlende Möglichkeit, das eigene Potenzial im Job ausschöpfen zu können
  • Lohn

«Für Pflegende steht ein guter Lohn zwar nicht im Mittelpunkt. Aber sie empfinden ihren eigenen als zu tief für das, was sie leisten», so Schaffert. Diese Empfindung verdeutlichen auch die Antworten auf eine Frage nach den Bedingungen für den längerfristigen Verbleib im Beruf. Fast 90 Prozent nannten hier einen besseren Lohn.

Eine deutliche Mehrheit (72 Prozent) setzt für einen längerfristigen Berufsverbleib eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie voraus, weitere 62 Prozent weniger Zeitdruck bei der Arbeit. Dazu gehören mehr niedrigprozentige Teilzeitarbeitsmodelle, mehr Regelmässigkeit bei der Diensteinteilung (Nacht- und Wochenenddienste) und Berücksichtigung individueller Wünsche bei der Einsatzplanung sowie passendere Angebote für die Kinderbetreuung.

Auch die Schlussfolgerung der Studie deckt sich mit den Aussagen des VPOD: «Mit der Umsetzung dieser und weiterer gezielter Massnahmen, etwa eine Verringerung der Arbeitsbelastung oder höhere Löhne, liesse sich der Berufsverbleib in der Pflege verlängern», so René Schaffert.

Das Management Summary der Studie sowie der Schlussbericht können auf der Projektwebsite abgerufen werden.

Konkrete Vorschläge und Forderungen des VPOD hier: Pflegeinitiative - wie weiter?

Auch die Wochenzeitung WoZ fordert ganz in unserem Sinne: Raus aus dem Teufelskreis