Das Universitätsspital Zürich USZ und das Kantonsspital Winterthur KSW erhöhen die Schichtzulagen (Inkonvenienzen) für alle Angestellten. Damit kommen sie einer der Forderungen nach, die der VPOD immer wieder erhoben hat:
- Offener Brief: Weil uns Gesundheit wichtig ist!
- Pflegeinitiative - wie weiter?
- Rettet das Gesundheitswesen!
- Es reicht. Handelt endlich! Personal-/Protestversammlung am USZ
- Zum neuen Jahr: KSW-Angestellte fordern erste Hilfe
Die Spitaldirektion des USZ hat entschieden, "dass die Zulagen für Nacht-, Wochenend-, Pikett- sowie Hintergrunddienste, sogenannte Inkonvenienzzulagen, für alle Mitarbeitenden ab 1. August 2022 um 30% erhöht werden". Was nach viel tönt, ist konkret dann aber für jede Person doch recht bescheiden: Statt wie bisher Fr. 6.40 pro Stunde gibt es neu 8.30 Franken Zulage (+ Fr. 1.92) - oder bei einer 8-Stunden-Schicht gut 15 Franken mehr. In der gleichen Grössenordnung bewegt sich die Erhöhung der Inkonvenienzzulagen am KSW.
Diese Massnahmen sind sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Sie bleiben aber weit hinter dem zurück, was nötig wäre, um den Pflexit und den Pflegenotstand zu stoppen - und die in der Pflegeinitiative mit grosser Mehrheit angenommenen Verbesserungen zu erreichen. Diese Massnahme allein kostet das USZ aber nach eigenen Angaben schon 6.9 Millionen Franken - bei einer eh schon angespannten Finanzlage. Deshalb wurde nun für 750'000 Franken die Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PWC) beauftragt, eine zukunftsweisende Strategie mit dem Projekttitel «Strategie USZ 2030» auf Unternehmensebene zu entwickeln.
Ob diese 750'000 Franken nicht besser für weitere Personalmassnahmen investiert worden wären, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass das USZ und andere Spitäler unter den von der Politik vorgegebenen Bedingungen (Fallpauschalen, Ebita-Raten usw.) keine Personalmassnahmen finanzieren können, wie es nötig wäre. Solange also die Politik weiterhin meint, Gesundheit sei eine Ware, die als Marktprodukt hergestellt und vertrieben werden könne, wird sich an den Anstellungs- und Arbeitsbedingungen des Personals kaum Grundlegendes ändern. Erst wenn sich in der Gesellschaft und in der Politik die Einsicht durchsetzt, dass Gesundheit - wie Sicherheit (Polizei, Feuerwehr) oder Bildung (Schulen) - eine öffentliche Dienstleitung (Service public) ist, werden die Mittel zur Verfügung stehen, eine gute Versorgung mit genügend gut qualifiziertem Personal sicherzustellen.