Schluss mit versteckter Mehrarbeit! Berufsauftrag endlich verbessern!

Von: Fabio Höhener

Der heute mit enormer Verspätung von der Bildungsdirektion veröffentlichte Evaluationsbericht zum Berufsauftrag an der Volksschule bestätigt die Kritik des VPOD und seinen assoziierten Verbänden der Logopädie und Psychomotorik: Mit dem nBA hat das Lehr- und Therapiepersonal viel Zeitautonomie aufgegeben, ohne dafür Entlastung zu erhalten. Gleichzeitig bleibt ein grosser Teil der Mehrarbeit versteckt. Die Gewerkschaft und die beiden Berufsverbände schlagen daher konkrete Massnahmen für einen besseren und fairen Berufsauftrag vor.

Der VPOD, zbl und psychomotorik Schweiz, Sektion Zürich fühlen sich weitgehend durch den heute veröffentlichten Evaluationsbericht bestätigt. Jetzt gilt es, aus den deutlichen Resultaten die richtigen Schlüsse zu ziehen und umgehend Verbesserungen in die Wege zu leiten. Die Forderungen der Verbände setzen an verschiedenen Punkten des Regelwerkes und der Umsetzung zum nBA an. Einige können zeitnah in der Kompetenz der Bildungsdirektion und den Schulführungen in den Gemeinden umgesetzt werden, andere benötigen Anpassungen der rechtlichen Grundlagen durch den Kantonsrat. Ziel ist, die Angestellten vor zeitlicher Überbelastung zu schützen, Aufgaben unter Berücksichtigung des Anstellungspensums fair zu verteilen und keinen unnötigen bürokratischen Mehraufwand zu generieren.

Schluss mit dem Vertuschen des Arbeitsaufwandes
Das heutige Modell der Arbeitszeiterfassung ist Teil des Problems, statt Teil der Lösung. Heute wird lediglich ein kleiner Teil der Arbeit (rund 15%) überhaupt erfasst. Die Arbeitszeit im Bereich Unterricht und Klassenlehrperson wird pauschal berechnet. Dort versteckt sich wissenschaftlich erwiesen ganz viel Gratisarbeit: Beispielsweise in Form von begleiteten Pausen und Auffangzeiten auf Kindergartenstufe oder bei den Klassenlehrpersonen, deren Aufwand die Pauschale von 100 Jahresstunden deutlich übersteigt. Ausserordentliche Ereignisse, welche den Aufwand der Lehrpersonen erhöhen, werden im aktuellen System nicht abgebildet, weder unerwartete, anspruchsvolle Situationen in einer Klasse noch schulübergreifende Herausforderungen wie die Corona-Pandemie oder die aktuell steigende Anzahl von geflüchteten Kindern.

Einige Schulen erfassen nicht einmal die Arbeit in den Tätigkeitsbereichen, bei denen eine Zeiterfassung gesetzlich vorgeschrieben wäre. In Schulfeld herrscht die verbreitete Meinung, dass Arbeitszeit nicht etwas ist, dass zur Erledigung des Berufsauftrages von den Lehrpersonen und Therapeut:innen eingesetzt und erfasst wird, sondern etwas, das die Schulführung einer Lehrperson nach ihrem Gutdünken anrechnen kann. Eine Absurdität, die aus kaum einem anderen Berufsfeld bekannt ist.

Sophie Blaser, Präsidentin des VPOD Zürich Lehrberufe macht klar: «Es ist keine Überraschung, dass die Lehrerinnen und Lehrer die Zeiterfassung kritisch beurteilen. Sie bildet weder die geleistete Arbeit ab, noch führt sie zum dringend benötigten Schutz vor zeitlicher Überbelastung. Es braucht daher fundamentale und zeitnahe Verbesserungen!»

Der VPOD Zürich und die assoziierten Verbände fordern,

  • eine volle Arbeitszeiterfassung der Lehr- und Therapiepersonen ohne detaillierte Zuordnung zu einzelnen Tätigkeiten.
  • eine Sollarbeitszeit (Plan-Wert) die auf der Basis eines Lektionenfaktor von 62 Jahresstunden pro Wochenlektion und 250 Stunden für den Aufgabenbereich Klassenlehrperson berechnet wird.
  • eine wirkungsvolle Kompensation von Mehrarbeit (Zeitsaldi/Ist-Werte) welche die geplante Sollarbeitszeit (Plan-Werte) übersteigt.
  • eine Besprechung der Arbeitszeit und allfällige Kompensationsmassnahmen von Schulleitungen und Lehrpersonen im Rahmen des jährlich stattfindenden Mitarbeitendengesprächs.
  • eine Reduktion der Sollarbeitszeit bei unverschuldeter Abwesenheit.
  • die Abschaffung der sogenannten Pensenvereinbarung und eine faire Verteilung der Aufgaben in Zusammenarbeit mit dem Kollegium.
  • eine quantitative und qualitative Kompensation für den Wegfall der Altersentlastung.
  • eine einheitliche und korrekte Handhabung in den Gemeinden statt Umsetzungswillkür

Die Gewerkschaft VPOD, der Zürcher Berufsverband der Logopädinnen und Logopäden und der Verband Psychomotorik Schweiz, Sektion Zürich haben diese Vorschläge bereits im Detail ausgearbeitet und beim Volksschulamt eingereicht. Die Belastungssituation an den Schulen verhindert, dass Lehr- und Therapiepersonen längerfristig mit hohen Pensen im Beruf bleiben und verschärft dadurch den Fachkräftemangel. Die Verbände fordern daher von der Politik, dass die bereits seit langem bekannten Missstände beim Berufsauftrag schnell behoben werden.