Der VPOD Zürich begrüsst die verschiedenen vom Stadtrat angekündigten Massnahmen zur Stärkung der Pflegeberufe im Stadtspital und in den Alters- und Pflegeheimen. Die Überprüfung der Funktionen im Lohnsystem hat bestätigt, was der VPOD bereits seit langem kritisiert: Das Gros des Gesundheitspersonals ist zu tief eingereiht. Zentral ist für den VPOD ist, dass von der Verbesserung der Funktionseinreihung alle Personalkategorien - ob Pflegeassistenzen, Fachangestellte Gesundheit oder Pflegefachpersonen - profitieren. Ob die Anpassung ausreicht, wird sich im Einzelfall weisen.
Mehr als ein Lippenbekenntnis
Zu begrüssen sind ebenfalls die verschiedenen Massnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Pflegeberufe: Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mehr Mitsprache bei den Einsatzplänen und die vermehrte Selbstorganisation innerhalb von Teams sind wichtige Schritte für bessere Arbeitsbedingungen. Wie erfolgreich diese Massnahmen sind, wird die konkrete Umsetzung zeigen. Der angedachte Stellenpool zur Abdeckung von Ausfällen ist sinnvoll, wird aber nur funktionieren, wenn er aus zusätzlichen Mittel finanziert wird und zusätzlich dafür eingestelltes Personal eingesetzt werden kann. Für mehr Selbstorganisation braucht es die entsprechenden Ressourcen und Führungskräfte, die eine Kultur der Mitbestimmung fördern.
Welches Gesundheitssystem wollen wir?
Die Idee der angekündigten Massnahmen gehen in die richtige Richtung. Das Stadtspital und die Alters- und Pflegezentren werden nicht umhin kommen weitere Anliegen der Mitarbeiter:innen und des VPOD als deren Vertretung laufend aufzunehmen. Denn ohne das Wissen und die Erfahrung des Personals, wird weder die Umsetzung der angekündigten Massnahmen gelingen, noch sind damit alle Anliegen abgedeckt.
Aus Sicht des GUD muss etwa die Vergütung der Umkleidezeit von einer Pauschal von 60.- mit diesem Massnahmenpaket nicht angepasst werden – entgegnen dem, was der VPOD gefordert hat. Damit bleibt die Ungleichbehandlung in Bezug auf die Vergütung der Umkleidezeit zwischen den verschiedenen Dienstabteilungen bestehen: Während einige bis zu 15 Minuten täglich gutgeschrieben erhalten, erhält das Gesundheitspersonal lediglich 4 Minuten vergütet.
Für ältere Mitarbeitenden wäre zudem eine Altersentlastung dringend angezeigt. Zum Beispiel müssten die unregelmässigen Dienstzeiten reduziert werden, es darf kein Pikettdienst erfordert werden und Nachtdienste sollten freiwillig sein. Unabhängig des Alters sollte die Wochenarbeitszeit für das Gesundheitspersonal verkürzt werden. Legitimation dafür besteht zuhauf: Zu häufig leisten sie unbezahlte Arbeit, beispielsweise weil sie ihre Pausen nicht beziehen können, weil sie sich in der Freizeit umziehen müssen, weil sie ihrer Schicht früher beginnen um sich einzulesen, weil sonst die Zeit nicht reicht. Zudem ist die Belastung so gross, dass kaum eine Gesundheitsfachperson über längere Zeit ein 100%-Pensum ausüben kann – eine Realität, die sich wiederum auf den Lohn und auf die Altersvorsorge auswirkt.
All diese Massnahmen kosten Geld. Die stadtzürcherische Bevölkerung und der Gemeinderat müssen sich darüber klar werden, was für ein Gesundheitssystem sie für sich, ihre Mütter, Väter, Kinder und Freunde wollen. Für die Umsetzung der Massnahmen und ein nachhaltiges Gesundheitssystem braucht es ein ständiger Abgleich mit dem betroffenen Personal und den Personalverbänden. Der Gemeinderat und die Stimmbevölkerung entscheiden über die Stossrichtung und nehmen eine wichtige Kontrollfunktion wahr.
Auskünfte:
Fiora Pedrina, Gewerkschaftssekretärin, VPOD Zürich 044 295 30 12
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24.05.2022 | MM Stärkung Pflege Stadt Zürich | PDF (64.5 kB) |