ZH: Ratsmehrheit will Lohnabzug bei negativer Teuerung

Von: Sektion Zürich Kanton

Teuerungsausgleich abschaffen, aber Steuern für Reiche senken? Nicht mit uns.

Bürgerliche Ratsmehrheit sucht nach Möglichkeiten, die Löhne im Service Public zu quetschen. Bild: Pixabay/moritz320

Vor wenigen Tagen beschloss eine bürgerliche Mehrheit im Kantonsrat eine Steuersenkung, von der nur Reiche profitieren. Und nun will sie dem Teuerungsausgleich an den Kragen, wie er bisher für die Angestellten des Kantons geregelt ist. Ein Vorstoss will, dass ihre Löhne bei negativer Teuerung sinken. Die Gewerkschaft VPOD Zürich lehnt dies vehement ab und fordert ganz im Gegenteil Reallohnerhöhungen.

Ihre Kaufkraft als Arbeitnehmer:in sinkt seit mehreren Jahren. Das konnten auch die bisherigen Teuerungsausgleiche nicht wettmachen. Denn die Berechnungsgrundlage für den Teuerungsausgleich berücksichtigt u.a. die steigenden Ausgaben für Krankenkasse, Miete und Energie nicht. Die Kaufkraft sank also auch in Zeiten negativer Teuerung.

Eine Anpassung der Löhne nach unten, wie es die Mehrheit des Kantonsrates bei negativer Teuerung will, wäre ein Affront gegenüber den Mitarbeitenden im Service Public. Und für die Gewerkschaft VPOD Zürich inakzeptabel. Der VPOD verlangt im Gegenteil Reallohnerhöhungen, und zwar 2% zusätzlich zum Teuerungsausgleich. Dass eine negative Teuerung keinesfalls in Abzug gebracht werden darf, ist der Tatsache geschuldet, dass der Teuerungsausgleich auf der Basis des LIK (Landesindex der Konsumentenpreise) eben nicht die effektive Verteuerung des Lebens kompensiert.

Ratsmehrheit foutiert sich um Fachkräftemangel

Die Ratsmehrheit zeigt mit ihrer Forderung ihre Geringschätzung gegenüber dem Kantonspersonal und würde den Kanton zwingen, ein schlechter Arbeitgeber zu sein. Einer, der als einziger seinen Angestellten den Lohn kürzt, wenn die Teuerung wieder einmal ins Minus fallen sollte. So produziert man Fachkräftemangel beim Kanton.

Folgenschweres Signal

Die grosse Mehrheit der Zürcher Gemeinden (Dübendorf ist wohl die hartnäckigste Ausnahme) orientieren sich aktuell am kantonalen Teuerungsausgleich, bisher mit gutem Grund. Würden sie eine Regelung mit negativer Teuerung übernehmen, wäre das auch folgenschwer für ihre Angestellten, die den Service Public in Schwung halten. Wer wird ihre Arbeit tun, wenn sie sich dies nicht gefallen lassen? «Temporäre Arbeitskräfte sind bekanntermassen deutlich teurer, auch in der Verwaltung», stellt Michèle Dünki-Bättig klar. Und: «Sinkende Löhen rächen sich, Steuereinnahmen fallen weg, die Volkswirtschaft nimmt Schaden - zum Schaden aller», sagt die Co-Präsidentin VPOD Region Zürich und Präsidentin Sektion Kanton. «Die öffentliche Hand sollte ein fundamentales Interesse daran haben, die Kaufkraft der Bevölkerung zu erhalten.»

Spitalräte sprechen erneut zu tiefen Teuerungsausgleich

SVP-Kantonsrätin Christina Zurfluh Fraefel ist schlecht informiert, wenn sie am Montag im Rat sagte, dass sich öffentlich-rechtliche Anstalten am Teuerungsausgleich des Kantons orientieren. Für 2023 sprachen die Spitalräte von USZ, KSW, PUK und ipw 3 statt 3.5% Teuerungsausgleich. Für 2024 sind erst die Lohnanpassungen der Spitalräte von USZ und KSW bekannt. Sie gewähren beide 1.1% Teuerungsausgleich, wiederum 0.5% unter dem kantonalen Wert. Es summiert sich also bereits ein Lohnprozent Rückstand, seit die Spitalleitungen den Teuerungsausgleich anders als im kantonalen Personalrecht festsetzen dürfen. Dieses Prozent wird auf der Lohnbasis fehlen, auf welcher der Teuerungsausgleich 2025 aufbauen wird. «Das ist umso bedenklicher, als der Kanton und alle anderen Arbeitgeber seit 2017 weniger an die Pensionskasse BVK bezahlen müssen», erinnert Michèle Dünki-Bättig.

Der VPOD will echte Lohnerhöhungen

Der VPOD Zürich fordert für die Löhne des kantonalen Personals sowie des Personals von Gemeinden (un)selbständigen öffentlich-rechtlichen Anstalten und Leistungserbringenden:

  • voller Teuerungsausgleich
  • 2% mehr Lohn
  • Wiedereinführung des automatischen Lohnstufenanstieges
  • Neueinreihung von Pflegeberufen in höhere Lohnklassen
  • Reduktion der Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn

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01.09.2023 VPOD Zürich fordert vollen Teuerungsausgleich plus Reallohnerhöhungen PDF (128.1 kB)
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03.10.2023 Das Leben ist teurer als der Teuerungsausgleich_VPOD Zürich fordert generelle Reallohnerhöhungen PDF (92.7 kB)