Bereits im Jahr 2029 braucht es 8200 Pflegefachkräfte HF und FH. Das sind 40 Prozent mehr, als die 5900 Studierenden, die unter den aktuellen Bedingungen ausgebildet werden können. Für eine Förderung der Lehre Fachfrau/-mann Gesundheit (FaGe), ist mit den Plänen der Regierung noch nichts getan.
Kanton soll grosszügiger sein als der Bund
Mit den vorgesehenen 100 Millionen Franken in 8 Jahren orientiert sich die Regierung kleinkrämerisch an der Mitfinanzierung des Bundes. Dieser verdoppelt jeden kantonal investierten Franken, jedoch bis zu einem noch nicht definitiv genannten Maximalbetrag pro Kanton. Der Regierungsrat schätzt diesen für Zürich auf rund 100 Millionen Franken. Der Kanton wäre aber natürlich frei, sich darüber hinaus finanziell zu engagieren.
Dies forderte der VPOD Zürich im Rahmen eines Begleitgremiums und in der Vernehmlassung zum entsprechenden kantonalen Gesetz. Ein grösseres kantonales Engagement ist insbesondere nötig, um auch die Ausbildung FaGe fördern zu können. Diese wird von der Pflegeinitiative zwar nicht explizit berücksichtigt. Sie ist aber eine der Voraussetzungen dafür, dass sich mehr Personen in einem HF-Studium weiterbilden.
Rechenschaft über kantonale Ausbildungsbeiträge
Mit Teilprojekt 1 beteiligt sich der Kanton finanziell (ca. 47 Millionen Franken) an zusätzlichen praktischen Ausbildungsplätzen in den Betrieben und an der Qualität der Ausbildung. Der VPOD erachtet es als zentral, dass die Betriebe dem Kantonsrat Rechenschaft darüber geben werden, wie die Unterstützung vollumfänglich in die Ausbildung fliesst, u.a. indem die Berufsbildner:innen doppelt so viel Zeit wie aktuell (11% des Pensums) für die Studierenden aufwenden können. Die Betreuung ist entscheidend, da viele Studienabbrüche aufgrund mangelnder Begleitung (und Wertschätzung) während der praktischen Ausbildung erfolgen.
Eine Pflegestudium muss man sich leisten können
Teilprojekt 2 ist mit 9 Millionen Franken dotiert und soll die Abschlüsse an den Höheren Fachschulen (HF) steigern und die Abbrüche senken. 45 Millionen Franken sollen mit Teilprojekt 3 im Rahmen von Förderbeiträgen direkt an die Studierenden HF und FH fliessen, damit sie sich ein Pflegestudium überhaupt leisten können. Der VPOD fordert, dass für den Bezug kein Mindestalter verlangt wird, damit auch Schulabgänger:innen davon profitieren. Anzunehmen, dass sie ohnehin noch zu Hause leben würden und von den Eltern unterstützt werden, ist auch bei Erwachsenen unter 21 Jahren nicht mehr zeitgemäss. Der VPOD erachtet einen monatlichen Betrag von CHF 1000 als nötig, damit ein echter Anreiz besteht. Dieser kantonale Beitrag darf keinesfalls Auswirkungen auf den Ausbildungslohn der Betriebe haben, da er sonst zweckentfremdet würde.
Ausbildungsqualität gegen Studienabbrüche
Neben der Finanzierung des Studiums ist dessen Qualität entscheidend. Studierenden sind keine billige Arbeitskraft, sondern müssen während ihrer Praxiseinsätze Zeit haben für ihre Aufträge, Reflexionen und Lernbegleitung. In einer gemeinsamen Petition mit dem VPOD fordern Studierende von ZAG und ZHAW mindestens 4 Stunden Lernzeit pro Woche.
Zweite Etappe müsste die erste sein
Der VPOD anerkennt die Bemühungen des Kantons, die Pflegeinitiative im Kanton zeitnah umzusetzen. Umso dringender ist es nun, die 2. Etappe der Umsetzung anzugehen. Diese betrifft die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der heutigen (und damit auch künftigen) Pflegekräfte. Es ist ein Konstruktionsfehler des Bundes, dass diese 2. Etappe nicht die erste war. Denn jede Ausbildungsförderung verläuft im Sand, wenn einerseits die aktuellen Pflegekräfte den Beruf weiterhin in Scharen verlassen und andererseits am Ende der Ausbildung unverändert Überlastung, Erschöpfung und fehlende Wertschätzung warten. Es braucht weniger Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn, ungestörte freie Tage, echte Pausen ohne Erreichbarkeit und endlich den Abbau administrativer Arbeitsberge.
Katharina Prelicz-Huber, ehemalige Präsidentin des VPOD Schweiz und weiterhin gewerkschaftlich engagierte Nationalrätin Grüne hat gegenüber Tele Zürich für den VPOD Stellung genommen.
Downloads | ||
---|---|---|
23.02.2024 | 20240222_MM Kanton, Umsetzung Pflegeinitiative | PDF (100.7 kB) |
Downloads | ||
---|---|---|
03.10.2023 | Stellungnahme VPOD zur kantonalen Umsetzung Pflege-Initiative, 1. Etappe | PDF (194.9 kB) |