VBZ auf dem Abstellgleis

Von: Duri Beer

Der Aderlass bei den VBZ geht weiter. Die Schwankungsreserven seien aufgebraucht, der ZVV verlange weitere Einsparungen. Um gegenüber anderen Unternehmen konkurrenzfähiger zu werden, werde das Leistungsentgeld stetig reduziert. Auf Kosten der Mitarbeitenden.

Über kurz oder lang soll es der städtischen VBZ an den Kragen gehen. Die private Konkurrenz lauert.

Die Antworten des Stadtrats auf die dringliche Anfrage im Gemeinderat vom 18. September zum Sparprogramm bei den VBZ haben es in sich. Der Stadtrat bestätigt am Ende des Fragenkatalogs das Problem der «systemischen Unzulänglichkeiten» in der Finanzierung der VBZ, auf die der VPOD am 11. September mit der Forderung nach einem neuen Finanzierungsmodell im ZVV hingewiesen hat. Ein Novum. Denn bislang blieb dieser Mangel verborgen, ZVV und VBZ haben stets auf die grossartigen Zielvereinbarungen hingewiesen, die zu allem dazu noch «eine geringfügige aber stetige Reduktion des Leistungsentgelts im Sinne eines Pauschalabzugs» vorsehe. Wie jetzt herausgekommen ist. «Um gegenüber anderen Unternehmen preislich konkurrenzfähiger zu werden.» Ein «Premium-Unternehmen» soll sich downgraden - ein traditionsreicher städtischer Verkehrsbetrieb sich totsparen. Und überflüssig machen. Nach dem Willen der zuständigen FDP-Politikeri:innen in Stadt und Kanton, die lieber privaten Akteuren die Schienen und Strassen überlassen würden. Zu Dumpingkonditionen für die Mitarbeitenden im Kerngeschäft. Und fürstlichen für das Management. Inklusive einer Heerschar externer Berater:innen.

Bemerkenswert ist auch die Rechtfertigung für das überstürzte Vorgehen in der Kommunikation, welches es den Verbänden verunmöglichte ihr Vernehmlassungsrecht, bzw. der VBZ ihre Vernehmlassungungspflicht wahrzunehmen. Weil die Unterlagen bereits weit gestreut waren – dem obersten Kader sei ein geringer Vorsprung gewährt worden – hätten die VBZ dafür sorgen müssen, dass sie die Kommunikationshoheit weiterhin innehatten und nicht unkontrolliert auf Indiskretionen und insbesondere Halbwahrheiten und Gerüchte reagieren mussten. Am 10. September wurde der VPOD aber darüber informiert, dass aufgrund von Indiskretionen alles sehr schnell habe gehen müssen. Dass der Stadtrat in seiner Antwort nicht explizit auf das Vernehmlassungsrecht der Verbände eingeht, das er selber in den Ausführungsbestimmungen zum Personalrecht festgelegt hat, ist wohl auch der politischen Vertretung im Departement anzulasten. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Mitarbeitenden und ihre Verbände wieder mehr Verbindlichkeit und Mitsprache einfordern werden. Mehr Feuer, Leidenschaft und Engagement von ihrem Vorsteher für den Erhalt und Ausbau ihrer Arbeitsplätze, für unsere VBZ.

Denn wie sich zeigt, trifft die Forderung der im VPOD organisierten Mitarbeitenden vom 11. September ins Schwarze. «Es braucht ein neues Finanzierungsmodell» - die eine Seite der Medaille, eine Forderung, welche die systemischen Mängel im Finanzierungsmodell beseitigen soll. Aber um das Problem bei der Wurzel zu packen und die Arbeitsfähigkeit zu stärken statt zu schwächen, braucht es jetzt kompaktere Dienste, weniger lange Pausen und eine 35-Stunde-Woche. Im verdichteten städtischen Nahverkehr. Bislang versuchen sie weiterhin ihre Kolleginnen und Kollegen bei den VBZ, syna und transfair davon zu überzeugen diese Forderungen gemeinsam an den ZVV zu richten. Damit die VBZ und ihre Mitarbeitenden wieder mit jener Freude, Selbstbewusstsein und Stolz auftreten können, die einen stetig wiederkehrenden Personalmangel dauerhaft verhindern kann.

Antworten auf die Dringliche Anfrage Nr. 3094/2024 vom 23. Oktober 2024 als pdf-Datei