Das Finanzierungsmodell im Zürcher Verkehrsverbund ZVV ist mangelhaft und muss reformiert werden. Dies hat der Stadtrat letzten Herbst in der Antwort auf die Anfrage aus dem Gemeinderat zu den Sparmassnahmen offen gelegt (2024/448). Dieser Mangel hat aktuell dazu geführt, dass die Reserven der VBZ trotz Sparmassnahmen beim Personal beinahe aufgebraucht sind und die Sparmassnahmen weitergeführt werden.
Jetzt haben sich die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten an den Stadtrat gewendet. Nicht nur um ihre Verärgerung und ihre Besorgnis darüber zu äussern, dass die Verantwortlichen - alles FDP-Politiker*innen - den systemischen Mangel ignorieren, sondern vielmehr um ihm vorzuschlagen sich um die Teilnahme beim städtischen Pilotversuch zur "35-Stunden pro Woche Schicht" zu bewerben (2022/287), der von Anna Graff (SP) und David Garcia Nuñez (AL) vorgeschlagen und vom Stadtrat nur widerwillig an die Hand genommen wurde (STRB. 2024/3681).
Die Gewerkschafter*innen versprechen sich fundierte Erkenntnisse, die sowohl für die Mitarbeitenden, wie auch für die VBZ und den Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) von Nutzen sind. So könnten die positiven Auswirkungen einer verkürzten Wochenarbeitszeit auf die Anzahl der Abwesenheitstage gemessen und Erkenntnisse daraus gewonnen werden. Sie sind mit Blick auf andere Branchen und Versuche davon überzeugt, dass der Nutzen die Kosten überwiegt und ein «Return on Investment» zu erwarten sei. Rechtlich sei ein solcher Versuch zulässig, solange er zeitlich befristet und die Teilnahme für die Mitarbeitenden freiwillig sei.
"Wenn der Stadtrat, die VBZ und die anerkannten Verbände an einem Strick ziehen" und gemeinsam die Haltung vertreten, dass sie gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Motion leisten könnten, indem sie sich auf die Eckwerte für einen solchen Versuch einigen könnten, "wäre dies nicht nur ein wichtiges Signal an die Mitarbeitenden. Sondern auch ein bedeutender Beitrag zur Stärkung der Attraktivität systemrelevanter Berufe." Schreiben die Verbände in ihrem Brief an Stadtrat Michael Baumer.
Der öffentliche Verkehr als Mobilitätsträger hat in den letzten Jahren an Attraktivität verloren. Kursausfälle, gestiegene Preise, technische Probleme und mangelhaftes Rollmaterial hat nicht nur die Unzufriedenheit bei Kundinnen und Kunden steigen lassen. Auch als Arbeitgeber haben die Transportunternehmen den Anschluss verpasst. Die Fluktuation bei den jungen Fahrer*innen ist nach wie vor viel zu hoch und Ausdruck der schlechten Wettbewerbsfähigkeit der Schichtbetriebe im Werben um neue Arbeitskräfte. Entsprechend schlecht - gemessen am Anspruch - schneiden die VBZ in der aktuellen Analyse "Beste Arbeitgeber der Schweiz 2025" der Handelszeitung ab. Auf Rang 148 von allen genannten 250 Unternehmen, auf Rang 13 von 18 innerhalb der Branche.
Der Kanton Zürich muss jetzt den Mangel in der Finanzierung beheben und in den öffentlichen Verkehr und seine systemrelevanten Mitarbeitenden investieren, welche die Kernaufgabe - den Transportauftrag - erfüllen. Der 35-Stunden-Pilotversuch schafft die Voraussetzungen zur längst fälligen Arbeitszeitverkürzung in den Schichtbetrieben des städtischen Nahverkehrs.
Brief vom 10. Februar 2025 zur Umsetzung der Motion 2022/287 von VPOD, transfair und syna als pdf.
VPOD-Flyer zu Schichtarbeit zur Budgetdebatte Stadt Zürich als pdf.