Wenn Lohn und Bedingungen stimmen, bleibt das Personal

Von: Stephanie Fuchs, VPOD Zürich

35 Zürcher Gesundheitsbetriebe wollen ab diesem Sommer kein externes temporäres Pflegepersonal mehr beschäftigen. Es ist richtig, die Löhne und Arbeitsbedingungen des Stammpersonals so zu verbessern, dass «Temporäre» zurückkommen. Falls der Plan nicht aufgeht, darf das keinesfalls auf Kosten der Festangestellten gehen.

Gute Arbeitsbedingungen fürs Stammteam holt auch temporäres Pflegepersonal zurück. ValeriiEvlakhov/iStock

35 Zürcher Gesundheitsbetriebe, darunter die vier Kantonsspitäler, wollen ab diesem Sommer kein temporäres Pflegepersonal mehr anstellen. Die Gewerkschaft VPOD Zürich kritisiert diesen Entscheid scharf: Es bleibt völlig unklar, wie dabei das Stammpersonal vor möglicher Überlastung geschützt werden soll. Dabei hätten es die Spitäler und Kliniken selbst in der Hand, ihr Personal durch bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne zu halten – und Pflegefachpersonen aus der Temporärarbeit zurückzuholen.

Der Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) teilt mit, dass seine 35 Mitgliederbetriebe ab Sommer kein temporäres Pflegepersonal mehr anstellen werden. Er spricht von einer «nachhaltigeren Personalstrategie», bleibt aber jede Erklärung schuldig, wie genau diese aussehen soll. Die Betriebe wollen «den Pflegefachpersonen Perspektiven bieten, die langfristig Sinn machen» – doch was das konkret für die Arbeitsbedingungen bedeutet, wird nicht gesagt. Der VPOD verlangt klare Aussagen dazu, wie der «Temporärverzicht» nicht zulasten des Stammpersonals geht. Und zwar gegenüber ihren Angestellten wie auch den Verbänden. Sollte der Plan nicht funktionieren, bleibt nur eine Konsequenz: Bei Personalmangel müssen Betten geschlossen werden. Denn die Arbeitsdichte ist bereits heute zu hoch.

Betriebe selbst treiben Personal in die Temporärarbeit

Der Entscheid der 35 Gesundheitsbetriebe wirkt wie ein Powerplay gegen Pflegefachpersonen, die sich bewusst für Temporärarbeit entschieden haben – oft wegen unattraktiven Bedingungen in der Festanstellung. Viele brauchen flexiblere, familienfreundlichere und wirtschaftlichere Alternativen. Einige kombinieren Festanstellung und Temporärarbeit, um ihr Einkommen zu sichern oder sich bessere Bedingungen zu schaffen. Die Gesundheitsbetriebe schränken mit dem «Temporärverzicht» also sogar ihre eigenen Angestellten in der Arbeitsgestaltung ein.

Welche besseren Bedingungen in der Festanstellung?

Die Zusammenarbeit mit temporärem Pflegepersonal ist für das Stammpersonal durchaus herausfordernd. Doch falls sich die Temporärkräfte nicht – wie vom VZK erhofft – um eine Festanstellung reissen werden, sondern den Beruf ganz verlassen, wird sich die Situation für die Festangestellten aufgrund des Personalmangels massiv verschärfen. Der VZK bleibt Antworten schuldig: Wie wollen die Betriebe das Temporärpersonal zurückholen? Und wie wollen sie das Stammpersonal langfristig halten?

Stammpersonal soll Pflegeinitiative umsetzen

Der VZK betont, für die sogenannte «Ausbildungsoffensive» brauche es zwingend Stammpersonal. Tatsächlich ist die Ausbildung vieler zusätzlicher Pflegefachfrauen und -männer auf möglichst stabile Teams angewiesen. Es wäre aber ein Hohn, falls die Rechnung des VZK ohne Temporärpersonal nicht aufgeht, und so die überlasteten Festangestellten auf Kosten ihrer Gesundheit die Pflegeinitiative umsetzen müssen, die eigentlich ihre Anstellungsbedingungen verbessern sollte.

Lohnentwicklung? Nicht einmal den Teuerungsausgleich

Der VZK will den Pflegefachpersonen Perspektiven bieten, «die langfristig Sinn machen». Eine attraktive Lohnentwicklung gehört scheinbar nicht zwingend dazu. Während die Lebenshaltungskosten steigen, verharren die Löhne vieler Pflegefachpersonen auf dem gleichen Niveau. In zahlreichen Betrieben – darunter KSW, PUK, ipw, Kispi und GZO Wetzikon – erhalten sie 2025 nicht einmal den Teuerungsausgleich. Am USZ gibt es lediglich eine kleine Anpassung. Für die Angestellten bedeutet das: Steigende Preise, sinkende Kaufkraft – und das bei anhaltender Arbeitsüberlastung.

Mitarbeiter:innen der vier Kantonsspitäler verlangen mit einem Protest den ganzen Teuerungsausgleich für ganze Arbeit. Dafür läuft eine Unterschriftensammlung.

Wo bleibt die Kommunikation?

«Wer zufriedene und dadurch stabile Teams will, muss für faire Löhne sorgen und für Arbeitsbedingungen, die das Personal gesund halten. Alles andere befeuert den Exodus der Pflegenden», sagt Gewerkschaftssekretärin Stephanie Fuchs vom VPOD Zürich. Und sie ergänzt: «Wir zweifeln einmal mehr an der Wertschätzung des Personals: Die Angestellten mussten den Entscheid ihrer Betriebe der Presse entnehmen. Wir verlangen, dass sie gründlich informiert werden sowie mitreden und mitbestimmen können.»


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01.03.2025 Wenn Lohn und Bedingungen stimmen, bleibt das Stammpersonal PDF (130.2 kB)