KSW-Gastronomie bleibt in-house

Das Kantonsspital Winterthur (KSW) wollte die Gastronomie an ein externes Unternehmen ausgliedern, um so Geld zu sparen. Nach heftiger Kritik krebst die Spitaldirektion nun zurück.

Ein externes Unternehmen sollte den Betrieb schon ab Juli 2021 übernehmen und künftig den Leiter Gastronomie stellen, neues Personal einstellen und die Lebensmittel einkaufen, um so den «Bereich Verpflegung wettbewerbsfähiger und wirtschaftlicher zu machen». Vorgesehen war, die Auslagerung noch in diesem Monat öffentlich auszuschreiben. Heute nun ist das KSW zurückgekrebst. Man teilt mit: «Spitalrat und Spitaldirektor haben entschieden, dass bis Ende 2020 verschiedene Optionen vertieft zu prüfen sind, damit umfassende Grundlagen vorliegen, bevor das weitere Vorgehen beschlossen wird.» Weiter heisst es: «Spitalrat und Spitaldirektor nehmen die geäusserten Bedenken ernst und beziehen sie in die Prüfung der künftigen Ausrichtung der Gastronomie mit ein.

Deutliche Kritik von allen Seiten

Das Vorhaben des KSW wurde von verschiedener Seite deutlich kritisiert. Politik, Personal und Verbände reagierten. Auch in Leserbriefen war die Meinung klar gegen eine Privatisierung. Der langjährige Leiter des Departements Medizin, Peter E. Balmer, der Ende Februar 2019 in Pension ging, sprach von einer „Groteske“ und hielt fest: «Als langjähriger Chefarzt des Departements Medizin weiss ich, wie hoch die Gastronomie am KSW von den Patienten geschätzt wird». Unzählige Rückmeldungen von Patienten hätten das hohe Niveau der Küche immer wieder gelobt. «Um ein Paar Fränkli zu sparen, einfach unglaublich, was sich die ökonomisch denkenden Verantwortlichen ausgebrütet haben. Es tut schon weh, wenn das KSW hauptsächlich nach (Finanz-) Zahlen regiert wird». Die Verantwortlichen seien gut beraten, wenn sie das geplante Vorhaben nochmals überdenken und die «Perle Gastronomie» nicht einfach vor die Säue werfen. Ins gleiche Horn bläst ein weiterer Leserinnenbrief: «Die Annahme, dass Outsourcing in jedem Fall günstiger zu stehen kommt als die interne Leistungserbringung wurde mehrfach widerlegt. (…) Aus langjähriger Erfahrung als Leiterin Hotellerie im Gesundheitswesen würde ich das ‘Herzstück Verpflegung’ nie aus der Hand geben.» Und ein ehemaliger kantonaler Berufsinspektor gastgewerbliche Berufe Kanton Zürich hält fest: «Wenn ein externes, gewinnorientiertes Unternehmen die Gastronomie übernimmt, sinkt die Qualität des Essens, die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden werden schlechter und die Lieferanten müssen die Preise nach unten anpassen oder können nicht mehr liefern. Der Spitalrat täte gut daran, das einzigartige und bewähre Gastronomiekonzept beizubehalten. Die Patienten und das Personal sowie die Lieferanten würden es ihm danken.»

Auch weitere Leserbriefe sprachen von geplanten «Outsourcing» als eine «heuchlerischen, die Wahrheit verschleiernden Manager- und Politiker-Sprache», um festzuhalten: «Outsourcing ist praktisch immer mit Qualitätseinbusse verbunden und das alte wirtschaftsliberale Credo, der freie Markt richte alles, hat sich gerade in diesen Corona-Zeiten endgültig überlebt.» Mit Verweis auf den Skandal um den Fleischverarbeiter Tönnies in Deutschland, der über Subunternehmen rumänische Fleischverarbeiter ausbeutet, folgert der Schreiber: «Der konsequente nächste Schritt wäre dann ja, auch die kostenintensive Pflege auszulagern und an Subunternehmen zu vergeben, welche diese Arbeit mit importierten Krankenschwestern aus Bulgarien oder der Ukraine sicherlich billiger erbringen würden - selbstverständlich ‘bei gleichbleibender Qualität’. Ein Witz! Ist dies nun wirklich die Art von ‘unternehmerischer Freiheit’, welche die Führung des KSW bei vergangenen Abstimmungen zu erlangen hoffte? Ich meine: wehret den Anfängen!». Und ein weiterer Leserbrief hält fest: «Ein Spital ist kein frei wirtschaftendes Unternehmen wie etwa eine Autogarage, sondern ein höchst verantwortlicher und öffentlicher Dienst an der Bevölkerung. Diese Dienstkultur ist uns weit wichtiger als raffiniertes Verdienen dank Sparmassnahmen am Personal.»

Den Volkswillen endlich ernst nehmen

Hanspeter Göldi, Vorstandsmitglied der Hotel und Gastro Union und SP Kantonsrat, reagiert positiv auf den heutigen Entscheid: «Durch die breite Reaktion und viele interne Gespräche konnte das Projekt mindestens für den Moment gestoppt werden. Wir hoffen, dass der klare Entscheid nach dem Nein des Stimmvolks zur Privatisierung des KSW endlich auf allen Führungsebenen zur Kenntnis genommen wird. Wir bleiben ganz sicher dran und nehmen den Spitalrat gerne beim Wort, dass auch neue Mitarbeitende der Gastronomie weiterhin am KSW angestellt werden.»

Auch Michèle Dünki-Bättig, Präsidentin der VPOD-Sektion Zürich Kanton, bezeichnet den heutigen Entscheid als Zeichen der Einsicht: «Die Chefetage im KSW hat hoffentlich endlich gemerkt, dass das klare Nein zur Privatisierung des Spitals vor drei Jahren auch nicht in Salami-Scheibchen umgangen werden kann. Es wird Zeit, dass Spitalrat und Spitaldirektion den Willen der Bevölkerung endlich ernst nehmen, statt ihren privaten Privatisierungsträumen nachzuhängen. »